Liebe Glaskugel

Manchmal ist es so dunkel da kann man auch den Mond nicht sehen, aber er ist da. Und am gleichen Platz scheint....

Gestern, durch Zufall, sah ich eine alte SMS, vom 30 Oktober 2003.

Es war der Tag an dem ich mit meinem Leben abschliessen wollte.

Doch genau diese SMS die ich von meinem damaligen Mann bekam brachte mich dazu wieder Heim zu fahren und mein Leben in den Griff zu bekommen.

Nein, es war nicht was er schrieb, sondern was er nicht schrieb und wie er schrieb.

Als würde mich niemand lieben, nur er und als ob andere ihm immer wieder sagen würden, dass ich nicht liebenswert wäre. Dann dachte ich was er wohl meinem Sohn über mich erzählen würde.

Ich bin wieder Heim gefahren und stand irgendwann am Kinderbettchen und dachte nur: "Ich bin vielleicht ne schlechte Mutter, aber besser als keine. Ich muss versuchen Dir die beste Mutter zu sein die ich sein kann, aber sooo nicht."

Gleich am nächsten Tag hab ich angefangen den langen Weg meiner Therapie zu gehen. Anfangs wars ein Irrweg. Ich hab immer nur an Sohni gedacht und dass er eine bessere Mutter verdient hat. Obwohl ich davon überzeugt war, dass es nichts helfen würde hab ich weiter gemacht, denn für ihn musste ich es wenigstens versuchen.

Genau 7 Jahre später war ich unterwegs mit T* und verbrachte einen schönen Tag mit ihm, doch auch der 30. Oktober 2010 hat eine Entscheidung in meinem Leben gebracht. Wenn auch eine komplett andere.

Ich wollte nie in die Zukunft schauen, doch wenn ich gewusst hätte, wie ich mich heute fühle - nicht was passiert, sondern nur wie ich mich fühle, dann wäre ich den Weg wohl ruhiger gegangen. Aber wäre ich ihn dann genauso gegangen?

Wer weiss dass schon?!

Hätte mir jemand gesagt, dass ich in nur 7 Jahren, mich soweit von dem Abgrund fortbewege, hätte ich es nicht geglaubt. Meine Welt war damals mein Mann. Nur bei dem Gedanken verdrehe ich heute die Augen.

War das wirklich ich?

Deshalb glaube ich wohl fest daran, dass Menschen sich ändern können, aber man muss hart daran arbeiten, es nur zu wollen reicht nicht. Ich dachte damals: "Was kann mir die Knalltüte von Therapeut mir schon sagen, was ich nicht schon selber gedacht habe." Es war nicht was er sagte, sondern was er fragte. Ich musste selber über mich urteilen, denn ich bin die einzigste die das darf. Ich hab mich darauf eingelassen und war offen. Was ich dann sah, war ein Monster - das lebte in mir. Schlimm! Obwohl es weh tat, ich ständig Panikattacken hatte, hab ich mich weiter geöffnet und habe weiter dran gearbeitet.

Vor 7 Jahren wollte ich mein Leben wegwerfen, heute bin ich stark und zufrieden.

Ich hätte so vieles verpasst! Ja, stimmt auch viele Schlimmes - den Betrug, die Existenzangst, die Scheidung - hätte ich nicht erlebt. Aber wenn ich bedenke, was ich alles Schönes erlebt habe. Ich war wieder verliebt, habe zugesehen wie Sohni so langsam erwachsen wird. Was noch wichtiger ist, ich habe gelernt, dass ich meinen Weg mit Sohni auch allein gehen kann.

Es ist schon möglich, dass mich all das gegenüber Sohni zu weich gemacht hat. Aber ich bin mir dessen bewusst. Ich hab angefangen diesen Weg zu gehen: seinetwegen. Als ich aber merkte, dass es der richtige Weg ist und bin ihn dann meinetwegen gegangen.

Es ist auch möglich, dass ich heute viel sensibler reagiere, aber ich trage heute mein Herz lieber auf der Zunge als es zu verschlucken, um daran evt wieder zu ersticken.

Wenn ich nun nach vorn schaue.. was wird wohl in 7 Jahren sein. Ich bin gespannt!!!

.... dann bald wieder die Sonne oder man sieht Herzen am Himmel schweben.